12 Okt Reizthema Bebauung Ludwig-Jahn-Platz
Auf der Mitgliederversammlung der Vereinigten Turnerschaft Kempen ist einstimmig beschlossen worden, die Stadtpläne für eine Bebauung der Ludwig-Jahn-Anlage mit einem Gesamtschul-Neubau zu akzeptieren. „Wir sagen das aber ausdrücklich mit schwerem Herzen“, betonte der Vorsitzende Detlev Schürmann. Ein Bürgerbegehren, mit dem der Ratsbeschluss vom 31.08.2021 gekippt werden soll, ist damit kein Thema mehr.
Vor der Abstimmung hierzu hatten der Technische Beigeordnete Torsten Schröder und der Beigeordnete Bennet Gielen bei der Vorstellung der Pläne die Mitglieder zwar überzeugen können, dass eine Bebauung aus schulpolitischer und pädagogischer Sicht Sinn macht. Für den Sport, so allerdings der einhellige Tenor auf der Versammlung, bringt die Verlagerung der Ludwig-Jahn-Sportstätte zur Berliner Allee keinen Mehrwert. „Außerdem ist der Plan, das Sportzentrum an der Berliner Allee zu einem Familiensportpark auszubauen, ein alter Hut“, sagte VT- Schatzmeister Hans von Beckerath.
Bennet Gielen betonte, dass er die emotionale Verbundenheit vieler Kempener zur Ludwig-Jahn-Anlage verstehen kann. Aus heutiger schulpolitischer Sicht mit pädagogischen Erfordernissen und behördlichen Auflagen gebe es allerdings keine Alternative zur Bebauung des Ludwig-Jahn-Rasenplatzes. Die vom Bürgermeister Christoph Dellmans geforderte Alternative „L-förmiger Baukörper zwischen LvD und Ludwig-Jahn unter Beibehaltung des Rasenplatzes“ sei allein deshalb nicht realisierbar, weil die erforderlichen 5 Quadratmeter Schulhof pro Schüler nicht umsetzbar wären.
Die skizzierte Perspektive von Torsten Schröder, in ca. 12 Jahren nach Realisierung der Gestaltungspläne für Schulcampus und Familiensportpark über eine multifunktional nutzbare „Bürgerhalle“ auf dem LvD-Areal nachzudenken, stieß in der VT auf Skepsis. „Das erinnert mich an die Reise nach Jerusalem“, sagte Lothar Bunzel. Die VT als mitgliederstärkster Sportverein in Kempen brauche für ihr vielfältiges Hallensportangebot (Handball, Volleyball, Basketball, Taekwondo, Karate, Gymnastikkurse, Rehasport, …) lieber heute als morgen mehr Hallenraum.
Zerknirscht räumten auch die Abteilungsleiter der VT eine Notwendigkeit der Umsetzung der von den beiden Stadtvertretern vorgestellten Pläne ein. „Wir müssen die bildungspolitischen Grundlagen beachten und das Ergebnis akzeptieren“, so Manfred Kreutzer, Abteilungsleiter Volleyball. Für Wolfgang Reinsch, Abteilungsleiter Taekwondo, seien in der ganzen Diskussion Aspekte wie Inklusion, Digitalisierung und Bildung nicht von der Hand zu weisen. Dennoch habe er den Eindruck, dass der Sport in den Stadtplänen ein „Anhängsel“ bildet. Beim Stadtkonzept fehle ihm Hand und Fuß, eine Verbesserung für den Sport sei nicht in Sicht: „Es fehlt das gewisse Extra.“
Handballtrainerin Steffi Schuhmacher fragte, warum zwei Gebäude für die Gesamtschule denn nicht reichten. „Und ein wenig mehr Bewegung auf dem Weg zur Mensa tut den Schülern sicherlich gut.“ VT-Urgestein Dieter Aupperle bezweifelte darüber hinaus, dass die Stadtpläne mit Blick auf den Zeitplan „ohne Querschüsse aus Düsseldorf“ zügig umsetzbar sind. Auf Nachfrage der Sportwartin Gaby Meier würde die Bebauung des Ludwig-Jahn-Platzes laut Torsten Schröder realistisch im Jahr 2025 starten können. Bis dahin steht der Ludwig-Jahn-Platz der VT und anderen Vereinen zur Verfügung. Hier geht es zur Pressemitteilung.